Freitag, 25. Juli 2014

Salzburg.


Gestern um 12.14 Uhr passierten wir die Stadtgrenze!
Wir sind in Salzburg! Ziel erreicht. Ich kann es noch gar nicht richtig fassen.
Nach über drei Monaten sind wir angekommen.

Zum Glück wartete die Oma zum Marillenknödelessen im Garten auf uns.
Ansonsten hätte ich wahrscheinlich nicht so recht gewusst, ob ich es glauben kann.


Danke an alle, die uns bei sich haben schlafen lassen,
uns eingeladen, den Weg gezeigt, von zu Hause aus begleitet
oder gut zugesprochen haben!
Ihr seid alle Teil der Reise und ich bin dankbar für die wundervollen Begegnungen!

Ein abschließender Blogeintrag folgt die Tage!




Montag, 21. Juli 2014

Endspurt

Morgenstund hat Fliegennetz im Mund.
Noch 55 Kilometer liegen vor uns.
Ca 700 Kilometer hinter uns.
Und plötzlich ist das Ziel doch irgendwie ein Ziel.

Ich will ankommen.
Auch wenn es den Weg über nicht im Vordergrund stand,
fühle ich nun so etwas wie Aufregung.
Aber was soll denn schon großartig passieren?
Fanfaren und Konfetti?
Felix verwandelt sich vor meinen Augen in einen Prinzen,
wir heiraten und brennen durch zum Mond?

Es ist Unsinn.
Und doch fühle ich mich wie auf einer Zeitautobahn,
die mich in ihrem Sog nach Salzburg zieht.
Die Etappen werden länger;
ich motivierter.

Leider ist Seine Hoheit kein Frühaufsteher und
zeigt mir einen Vogel,
als ich um halb sechs auf der Weide stehe.
Noch zwei Stunden später ist er gnatzig.
Ständig bleibt er stehen, läuft los und boxt mich,
um mir seinen Unmut mitzuteilen.
Dickschädel gegen Dickschädel.
...bis einer weint.

Mitten in einem wunderschönen Wald bleibt er stehen.
Es geht ein kleines Lüftchen. Es gibt keine Bremsen
und der Boden ist moosüberwuchert.

"Du kannst jetzt machen, was du willst.
Ich gehe keinen Schritt weiter!"
Verweigerung. Meuterei.
- Und das auf den letzten Kilometern.
Ich setzte mich neben ihn ins Moos und überlege.
Habe ich ihn überfordert?
Hat er dicke Beine?
Tun ihm die Sehnen weh?
Hat er schlecht geschlafen?

Er ist mittlerweile in den Stand-By Modus übergewechselt und döst.
Auch ich merke meine Müdigkeit,
resigniere und sattle ihn ab.
Ein Team funktioniert nur solange,
wie man aufeinander Rücksicht nimmt.
Erwin und Pauseplatz
Ich lege mich auf Erwin, (unsere Lüneburger Heidschnucke),
und döse ebenfalls weg.
Richtig verzeihen tut mir Felix den frühen Aufbruch trotzdem nicht.
Erst ganz spät Abends, als ich ihm einen Offenstall gebaut habe,
kommt er an, legt seinen Kopf auf meine Schulter
und guckt mich mit seinen großen Kulleraugen an,
die "Wollen wir wieder Freunde sein?" sagen.
Ich atme erleichtert durch und gebe ihm meinen Apfel,
den ich grade esse und der wohl mit ausschlaggebend
für sein Freundschaftsangebot war.
Was soll´s. Hauptsache wir sind wieder Kumpels.
Dösen im Wald. 
Hinter uns liegen tolle Tage mit tollen Begegnungen.

In Pichsee, bei der einzigen Familie,
deren Adresse ich mir vergessen habe aufzuschreiben!!
Falls ihr das hier lest:
Bitte mailt mir:
mail@paulinewillrodt.de
Falls jemand die Adresse dieser Menschen kennt...bitte Mail an mich :)
In Straubing wurden wir von Axel Lichtseelen besucht,
der extra mit Salat aus Regensburg gekommen ist.
Axel ist Fotograf.
(Ein ganz wundervoller!
Falls jemand in oder um Regensburg Fotos haben möchte:
www.Lichtseelen.com)
Auf der Donaubrücke haben wir uns getroffen
und liebenswerter Weise hat er unsere Überquerung mit meiner Kamera festgehalten.
Die Mittagspause mit Dir war sehr sehr schön!
Pferdepicknick
Der Storch über der Donau
Foto: Lichtseelen.com
Stoppelfeldsaison ist eröffnet.
Foto: Axel Hebenstreit
Sir Felix und ich waren einkaufen.
Im Edeka.
Seine Hoheit wurde fotografiert und gefüttert.
Mit Möhren, altem Brot und Äpfeln.
Mit der Folge, dass ich ihn überreden musste,
den Parkplatz zu verlassen.
Nein...es gibt kein Pferd im Angebot. 
Wir haben interessante Monster-Kohlfelder gefunden und
den wachsenden Felsen von Usterling besucht.
Monsterkohl
Wachsende Felsen von Usterling
Wir haben liebe Menschen getroffen...
...Elke und Markus, in ihrem wunderschönen Offenstall
mit Blick auf den bayrischen Wald.
Obwohl es erst Mittag war,
hatte seine Hoheit entschieden,
dass dies unsere Station werden solle.
Das tut er häufiger.
Er hat einen Wahnsinns Instinkt für nette Menschen und gute Orte.
Dann bleibt er einfach stehen.
Es war wunderschön bei euch.
Ich hoffe auf ein Wiedersehen!

Elke und ich auf ihrem tollen Unterstand mit Blick auf ihre Pferde und den bayrischen Wald. 
Nachtszenen...
In Sommerberg treffen wir auf Sepp und Familie Wagatha.
(Seitdem ich in Niederbayern angekommen bin,
heißen hier alle Sepp oder Hans, wie ich gelernt habe...)
Wir werden herzlichst aufgenommen. Sepp fotografiert mich mehr, als ich ihn.
Dann würde er eine Spritztour mit seinem Caprio mit mir machen...
er sei erst 72 aber fühle sich jung!
Zwei Männer die Kaba zum Frühstück trinken...süß.
Eine Katzenplatz.
Immer diese Paparazzo. :)
In Ehetal lerne ich die Akustik des böhmischen Gewölbe kennen
und lieben. Ukulele spielen fühlt sich hier fantastisch an.

Bei Familie Schießleder bekommen wir eine ganze Etage zum Hausen.
Sie sind eine der wenigen Stallbetreiber, bei denen die Pferde nachts auf die Koppel kommen.
Eine Weisheit, wie ich finde.
Nachts gibt es keine Viecher und es ist angenehm kühl.
Tagsüber wollen die meisten Pferde bei Sonne einen Unterstand oder in die Box.
Ein knall-rotes Plastikpferd...
In Veitlein bekommen wir am nächsten Morgen ein Kutsch-Taxi.
Seine Hoheit darf als Handpferd mitlaufen.
Ohne Gepäck.
Die Landschaft ist offener, weiter und die Menschen unglaublich freundlich.
Auffällig gut gelaunt und fröhlich.

Unterkunft in Veitlein
Kutschtaxi
Wir überqueren den Inn und landen auf der Brandy-Station Ranch. 
Pausetag. Gemeinsam mit Tina mache ich Burghausen unsicher. 
Die längste Burg Europas. 
Burg zu Burghauasen
Noch 55 Kilometer bis nach Salzburg.
Am Wochenende kommt meine Schwester in die Stadt.
Ich freue mich.

Und bin noch immer aufgeregt.


Montag, 14. Juli 2014

Ein Zwilling kommt selten allein.

Heiligenstätte hinter Letzau...immer noch in "Bayern". 

"Ach, da gehe ich einfach mal am Goldsteig entlang. 
Das ist ja ein super gekennzeichneter Wanderweg. 
Da machen wir bestimmt richtig Strecke heute.",
dachte ich, als ich mich am Morgen von Familie Rieder 
und ihren Kamerunschafen verabschiede. 

Meine Schlafstätte. Eine Scheune.
Kamerunschafe
Zwillinge Nr. 2
Die beiden Zwillinge sind ein letztes Mal verängstigt, als sie Sir Felix sehen. 
Winken tun sie uns trotzdem. 
Frisch geduscht, mit zwei Frühstücken im Bauch, strotze ich hoch motiviert voran. 
Der Weg am Bach entlang ist zunächst wunderbar. 
Weicher Boden, warmes Wetter, merkwürdiger Weise keine Bremsen…
...ich werde übermütig und gut gelaunt. 
Schieße Handyfotos, lasse seine Hoheit traben und freue mich wie ein Honigkuchenpferd, 
dass  ich erneut Balast abgeladen habe. 
Die Doppellonge, die ich als Hochleine zum Pausieren benutzt habe, hat uns verlassen. 
Der Stromdraht hat sich bewährt. Er ist leichter und ergiebiger. 

Doch plötzlich wird der Weg immer enger und steiler. 
Immer steiniger und unbegehbarer. 
Es hängen Baumäste im Weg.
Der Goldsteig wird zum Felssteig. 
Für Fußgänger kein Problem. Für Pferde schon. 

"Wenn du dich in 45° Winkel nach links legst, kommst du durch."
Ich habe Bedenken, dass seine Hoheit zwischen 
zwei Felsbrocken rutscht und sich ein Bein bricht..
"Achja…wenn es nur 10 Meter sind, packen wir das schon.", denke ich erneut optimistisch. 
Felix stolpert treudoof hinter mir her. 
Doch irgendwann wird klar: 
Es wird noch eine ganze Weile so weitergehen. 
Und Umdrehen ist auch nicht. 
Ich sehe das Flussbett an. 
Flach und steinig sieht es aus. 
Aber besser als der Felsweg hier. 

Das Wetter ist gut und was wären wir für Abenteurer,
 wenn wir Angst vor nassen Füßen hätten.
Schuhe aus. Hose hochgekrempelt und ab ins Wasser. 
Zunächst scheint es gut zu funktionieren. 
Felix angelt sich von Grasinsel zu Grasinsel, 
während ich stolpernd und rutschend langsam vorwärts stakse. 
Vier Beine zu haben, scheint ein echter Vorteil zu sein, 
wenn man sich auf runden rutschigen Steinen durch´s Wasser bewegen will. 

Das erste und einzige Foto, meines Fluss-Pferdes.
Grade noch freue ich mich, wie wir den Goldsteig ausgetrickst haben,
…da macht es "Platsch". 
und ich liege im Wasser. 
Die Stiefel sind nass. Meine Hose auch. 
Ich stehe auf und lache. Das passt ja. 
10 Meter weiter passiert das selbe noch einmal. 
Wenn Pferde lachen könnten - Sir Felix hätte es getan. 
20 Meter weiter sehe ich, 
dass der Goldsteig wieder für uns begehbar ist und will ans Ufer laufen…
…da macht es plötzlich "Plums"…und ich stehe bis zum Hals im Wasser.
Das hatte ich nicht kommen sehen. 
Jetzt sind mein Handy, das Portemonnaie und die Ukulele ebenfalls baden gegangen
- hätte ich mal alles auf´s Pferd gepackt. der ist definitiv trittsicherer. 
Felix schwimmt währenddessen seelenruhig durch die Fuhrt. 
Nun hätte ich doch gerne ein Fernsehteam an meiner Seite. 
Oder wenigstens ein Foto…

Zumindest ist es warm. Die Sonne scheint. 
Und es sind nur noch 3 Km bis zum nächsten Ort. 
Doch der Goldsteig ist uns nicht wohlgesonnen am heutigen Tage. 
Schon bald verwandelt er sich erneut in einen Felssteig. 
Ich habe keine Lust mehr und biege auf einen von Forstfahrzeugen befahrenen Weg ab. 
"Irgendwohin wird der schon führen." 
- Zwei Stunden lang irren wir daraufhin durch den Wald. 
Unsere Wanderkarte ist keine große Hilfe. 
Als wir endlich die Waldkante erreichen, bin ich heilfroh, 
als ich eine asphaltierte Straße sehe!
Yeah! Zivilisation! 

Da mein Handy tot ist, freue ich mich über Zeichen menschlichen Lebens. 
Wir brauchen eine Pause. Alle beide. 
Als wir auf einer Bergkuppe ankommen sind, baue ich uns einen Pauseplatz. 
Raus aus den nassen Klamotten! 
Der Blick entschädigt für das Vorangegangene. 

Kurz vor Trausnitz
Ich bin wahnsinnig stolz auf seine Hoheit. 
Es ist unvorstellbar, was diese treue Seele alles leistet. 
Als ich mich entspanne merke ich, 
dass ich mir die Ferse im Flussbett aufgeschnitten habe. 
Jetzt erst beginnt sie weh tu tun. 

Nach der Pause laufen wir bergab nach Trausnitz. 
Eigentlich wollen wir noch viel weiter. 
Doch es soll anders kommen:
Wir sehen eine Burg. Und seine Hoheit bleibt stehen. 

DJH in Trausnitz
Die Burg und das angrenzende Feldschlössel sind eine Jugendherberge vom DJH.
Wir treffen Gitte, die Herbergsmutti. 
Diese nimmt uns unter ihre Fittiche…und ich sie in mein Herz und auf meine Füße. 
Die erste Nacht schlafe ich draußen bei Felix. Unter einem Balkon im Garten. 
Die nächsten zwei in der Burg.
Im Dorf gibt es seit vier Wochen einen schwarzen Hengst. 
Die Familie hat zwei Boxen und die nächsten Nächte darf Felix in der Gastbox schlafen. 
Danke!!
Schulklasse umringt seine Hoheit
Finde das Pferd. Die erste Nacht hinter dem Feldschlössel.
Die Pause tut gut…und am Sonntag habe ich nachdem die Schulklassen abgereist sind, 
die Burg komplett für mich allein!
Ich spiele Klavier im Rittersaal und bekomme Gänsehaut. 
Derweil bekommen wir erneut Besuch von Flurin aus Windischeschenbach. 
Er, Gitte und ihr Freund Guido bekommen eine Einführung ins Acroyoga 
- und ich lasse mich fliegen. 

Acroyoga <3
Der Abschied fällt schwer. 
Doch erholt und frohen Mutes machen wir uns auf den Weg. 
Nach ein paar Regenschauern, die wir dank des tollen Regencapes trocken überstehen, 
kommen wir abends bei Familie Gleisner unter. 

Unsere Regenplane.
Die Stoppelfeld-Saison beginnt!
Die Baumrücker Hengste wiehern in ihren Boxen, als wir den Hof betreten. 
Aufgrund des herannahenden Gewitters bauen wir Felix eine Notbox im Schuppen. 
Vielen Dank dafür!
Ich schlafe auf dem Kremser, um zu sehen, wie es ihm ergeht. 
Mittlerweile kann ich überall schlafen - wären da nicht die Mücken, 
die an meinem Ohr entlang sirren. 

Gewitter bei Uckerdorf 
Seine Hoheit in seiner Not-Scheunen-Box
Abends kommen wir am Kollerhof an. 
- Und Felix erleidet zum ersten Mal beinah einen Koller…
Auf Trampolin springende Kinder, Riesenspringplatz, Riesenstallanlage, 
Ferienbetrieb, ein See mit Menschen, Ziegen, Schafe, Autos. 
Ich muss absteigen, weil er völlig überfordert ist. 
Der Arme ist zum Misanthropen geworden. 
Oftmals treffen wir den ganzen Tag lang niemanden. 

Im Gegensatz zu sonst, werden wir hier nicht mit einem roten Teppich begrüßt. 
Hier ist Durchgangsverkehr bekannt und wir keine Attraktion. 
Außer zwei kleinen Mädchen, die uns Löcher in den Bauch fragen, 
ist zunächst niemand an uns interessiert. 
"18,- € die Box, 28,-€ das Zimmer inklusive Frühstück", 
ist die Ansage, die durch´s Telefon von der Chefin an die uns 
begrüßende Dame gegeben wird. 

Ich habe kein Problem damit, für meine Unterkünfte zu zahlen! 
Natürlich finde ich tauschen schöner.
 Zahlen hat allerdings  den Vorteil von Anonymität. 
Man erkauft sich eine Art "Recht auf Abstand". 
Aber ich bin verwöhnt, was den persönlichen Kontakt angeht. 
Und mein Geld jemandem zu geben, den ich noch nicht einmal gesehen habe, 
löst im ersten Moment Unbehagen in mir aus. 
Dennoch bin ich froh, dass wir bleiben dürfen. 
Immerhin sind wir unangemeldet und dies hier ein Profi-Geschäftshof mit Ferienbetrieb. 
Später treffe ich die Chefin doch noch kurz. Ich verzichte auf das Frühstück und zahle 21,-€. 
Dafür lasse ich meine Wäsche für 4€  waschen. Das Zimmer ist schön und ich müde. 
Am nächsten Morgen bestelle ich eine heiße Schokolade…und lerne den Chef kennen. 
Er ist ebenfalls Wanderreiter und setzt sich zu mir. 
Es tut gut, doch noch ein persönliches Gespräch zu führen. 
Die Schokolade geht auf´s Haus und er gibt mir Proviant und einen guten Rat mit:
"Reite immer weiter. Solange du kannst. Oft macht man das nicht im Leben!"
Für Feriengäste, Familien, Wanderreitgruppen und Städter ist dieser Hof bestimmt ein tolles Ziel!
Für mich war er einfach eine Nummer zu groß. 

Auf dem Weg Richtung Walderbach verirren wir uns erneut im Wald. 
Irgendwas ist komisch. 
Der Ort ist komisch. Der Wald hat eine schlechte Energie. Beinah unheimlich. 
Die Leute, die uns begegnen, fahren aggressiv und mir wird ganz anders. 
Wir landen in Fronau bei Familie Naber, 
ihren drei Ponys und ihrem Damwild,
die alle das "ewige Leben" besitzen. 

Rotwild mit dem "ewigen Leben"
Julia und Yvonne sind bereits die 3. Zwillinge, die ich während dieser Tour treffe.
Sie und ihre Eltern nehmen mich herzlich auf. 
Ich bekomme die Wohnung der verstorbenen Oma im Untergeschoss.
Yvonne fährt mit mir nach Cham, um ein Fliegenhimmel zu kaufen. 
Schlaf ist wichtig. Und ohne bekomme ich keinen mehr. 

Yvonne und Julia. 
Oft werde ich gefragt, ob ich keine Angst hätte und ob es nicht furchtbar sei, 
so ganz alleine den ganzen Tag...
...ich antworte daraufhin normalerweise, 
dass ich glaube, dass man allein sein können muss, um so eine Reise zu beginnen, 
um danach festzustellen, dass man gar nicht so alleine ist. 
Und natürlich habe ich manchmal Angst. 
Das ist gesund. Weil es ein Bauchgefühl ist. Ein Überlebensinstinkt.
Im Gegensatz zu vielen anderen, 
hält mich diese Angst jedoch nicht davon ab, etwas zu tun. 
Vielmehr bedanke ich mich bei ihr, dass sie mich begleitet
und sehe hin:
Wovor habe ich Angst?
Die Ergebnisse sind spannend...
Die Gefühle, die nach einer überwundenen Angst-Phase einsetzen, 
gehören zu den Erhabensten, die ich kenne;
denn durch sie habe ich ein bisschen tiefer in mich selbst sehen können.

Abends bin ich erschöpft und irgendwie traurig. 
Ich habe einen Tiefpunkt. Es regnet. 
Und ich muss ständig an diesen düsteren Wald denken. 
"Jetzt hätte ich gerne jemanden, der mich in den Arm nimmt. 
Damit ich weich sein kann."
Immer hart sein zu müssen, schlaucht. 
So schön die Reise auch ist, es wäre gelogen, wenn ich sagte, 
sie sei nicht auch manchmal anstrengend.
Zum Glück gibt es einen Teddybären in angemessener Tröst-Größe!


Am nächsten Tag erzählt mir Mutter Naber, ohne, dass ich frage,
dass der Fichtenwald durch den ich gekommen sei, von Hitler angepflanzt wurde. 
Hm. Wenn das die Energie des NS-Regimes war, dann bin ich unendlich dankbar,
nicht zu der damaligen Zeit gelebt zu haben. 

Mantren - singend durchquere ich den düsteren Forst am nächsten Tag,
auf dem Weg Richtung Zell. 
Ich habe mal gehört, dass es Menschen gibt, die Energie-Heilung an Orten, 
an denen Verbrechen stattgefunden haben, tätigen. 
Falls einer von euch diesen Blog liest…bitte geht in diesen Wald! (@Jakob!)
Vielleicht bringt das ja was. Vielleicht ist es auch Hippischeiß. 
Auf jeden Fall lenkt das Singen mich von der Dunkelheit ab, die die Straße säumt. 
In Walderbach wird es schlagartig besser. Ich atme auf. 

Die Nacht verbringen wir neben dem Sonnenhof. 
Als ich den Namen auf der Karte las, wusste ich:
"Da will ich hin."
Und obwohl mir zwei Dörfer vorher alle Leute sagten, 
dort gäbe es nichts, traute ich meinem Bauchgefühl. 
400m vorher traf ich Elke und Jürgen. 
Die beiden strahlen trotz ihres gehobenen Alters eine Vitalität und Lebensfreude aus,
die mich im Herzen berührt. 
"Wir gehen jeden Tag mindestens 10Km spazieren." 
Strahlend laden sie mich ein, bei Ihnen zu schlafen. 
Dann fällt ihnen jedoch ein, dass es 400 Meter weiter bei Gerd und Annette 
sechs Pferde und anderes zum größten Teil gerettetes Geviech gibt. 
Jürgen begleitet mich und wir dürfen bleiben. 
Danke euch beiden!
Elke und Jürgen

Zwischen den kleinen Dörfern stehen viele einzelne Bauernhöfe leer und verrotten. 
Es ist ein merkwürdiger Anblick. Die schöne hügelige Natur. Die wenigen Menschen. 
Die vielen Kreuze und Marienstätten. 


Abends landen wir in Niederroith. 
Bei Nikola und Peter. In ihrem kleinen Schmuckkästchen, 
das ich nachts, samt Prinzessinnen-Zimmer, ganz für mich alleine habe. 
Seine Hoheit darf sich neben den Hühnern breit machen. 
Ihre vier Pferde bewohnen einen der schönsten Offenställe, die ich bisher gesehen habe. 
Am nächsten Tag regnet es erneut. Wir dürfen einen Pausetag machen. 
Ich schlafe, lese, zeichne, spiele Ukulele, yogiere und mache ein bisschen Akrobatik. 
- Dinge, die ansonsten zu kurz kommen. 
Nikola reitet ihren Paul, Peter kümmert sich währenddessen um seine Bienen und Hühner. 
Zum Mittag bekomme ich Pizza, die ich unter strengster 6-äugiger Beobachtung genieße. 


Das Prinzessinnenzimmer
Peter im Bienen-Beklau-Kostüm
Essen. Da oben. Gleich fällt es runter...Wir müssen uns nur konzentrieren: Fall!
Gefiederter Nachwuchs
Nicola und ihr Paul 

Jetzt grade weiß wahrscheinlich die ganze Welt, ob wir Weltmeister sind - oder nicht. 
Ich weiß es nicht. Ich schreibe diesen Blogeintrag und habe keine Ahnung. 
Zur Zeit bin ich wahrscheinlich einer der uninformiertesten Menschen der Welt...
…aber ehrlich gesagt, ist das gar nicht so schlimm, 
denn ich gehöre wohl zu den glücklichsten.